Donnerstag, 22. März 2012

VERKAUF ALS ZIEL


Es stimmt: Saniert werden muss. 

Was nicht stimmt: Dass dabei obszön hohe Gewinne gemacht werden müssen.

In der Öffentlichkeit und in den anfänglichen Mietergesprächen (also vor Beginn der Mieterbeschimpfungen) ist es Sami Abdo und Stefan Assmann gelungen den Eindruck zu erwecken, es ginge ihnen um die Sanierung der Haussubstanz. Damit die Mieter eine höhere Wohnqualität bekämen. Mieterwünsche werden jedoch ignoriert oder mit Scheinlösungen abgetan: Umdeklarierung der Supermarktfläche in „Ladenfläche“ und Nebenräume, um in Absprache mit der Stadtverwaltung zu suggerieren die Quadratmeterzahl sei von 900 auf 570 gesunken. Rechenspielchen um Parkplätze auf dem Hof. Verwendung von sogenanntem Ökopflaster. Ein potemkinsches „Mieterbüro“ wird dekoriert, freilich ohne Öffnungszeiten.

Immer deutlicher wird, dass das Geschäftsziel der Sanierung zu keinem Zeitpunkt in der Qualitätssteigerung der Bausubstanz gelegen hat, wie auch von Baubürgermeister Martin zur Neddenbei Gelegenheit gern suggerierte. Geschäftsziel ist allein die Sanierung und der anschließende Verkauf der Wohneinheiten. Dafür sprechen eine Reihe von Indizien.

Die Gobau Leipzig GmbH ist der Bauträger und der durch die Casa Concept GmbH entwickelten Bauprojekte. Sie erzielte 2009 aus ihren Aktivitäten eine Umsatzrendite von 14% (Quelle: Creditreform). Gobau Leipzig bietet laut Website an: „Immobilien als Kapitalanlage, Immobilien als denkmalgeschützte Investition und als Eigentumswohnung für Eigennutzer mit KfW-Krediten.“ Von Miete ist keine Rede.

Auch bei früheren Projekten von Casa Concept handelt es sich um Sanierungs- und Verkaufsprojekte. Die Website gibt darüber beredte Auskunft. Vermietet wurde nur, falls sich Altmieter nicht vertreiben ließen oder solang kein Käufer gefunden wurde.

Als Hausverwaltung agiert die Grundstückverwaltungs Abdo Assmann GbR, eine vermutlich Anfang 2010 gegründete Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die nicht einmal über eine Website verfügt. Die Telefonnummer und Anschrift verweist direkt ins Casa Concept/Gobau Büro. Mieter gehören einfach nicht zum Kerngeschäft der Aktivitäten von Samy Abdo und Stefan Assmann.

Auf die Frage der IG Windmühlenstraße, inwiefern der Block als Ganzes weiterentwickelt werden soll, orakelte Samy Abdo beim Gespräch im Stadtplanungsamt: „Es ist alles im Fluss.“ Und dieser Fluss ist ein reißendes Gewässer. So tief und trüb, dass davon auszugehen ist, dass die Häuser in der Windmühlenstraße 29 und 31, aus denen die Mieter gerade vertrieben werden (durch Erhöhung der Kaltmiete von 2,90 auf 5,10 Euro für unsanierte Wohnungen, oder durch Räumungsklagen gegen WGs) mit dem neu entstehenden Supermarkt als erstes aus dem Viertel herausgelöst werden. Verkauft dem Meistbietenden.

Die Frage „Wann steigt endlich meine Miete?“ war innerhalb von 3 Monaten beantwortet. Die Umdekorierung des „Mieterbüros“ in „Verkaufsbüro“ ist absehbar. Die Gewinne, die Samy Abdo und Stefan Assmann gegen die Mieter herausschlagen: obszön.

Wir fordern: Sozialen Wohnraum für Alle!

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